Neues Gutachten zur Sulfatbelastung der Spree bestätigt dringenden Handlungsbedarf zum Schutz des Frankfurter Trinkwassers – notwendige Maßnahmen dürfen nicht länger verschleppt werden

4.10.2015 Die Trinkwassergewinnung im Wasserwerk Briesen durch die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft mbH (FWA) für den Raum Frankfurt (Oder) steht durch die hohen Sulfatwerte in der Spree seit langem vor großen Herausforderungen. Ein neues Gutachten analysiert den teilweise erheblichen Anstieg der Sulfatwerte in der Spree in den Jahren 2013 -2015 und stellt erhebliche Zielwertüberschreitungen am Wasserwerk Briesen dar. Das Gutachten bestätigt noch einmal, dass es klare Verursacher der seit 2007 steigenden Sulfatbelastung in der Spree gibt: der aktive Braunkohleabbau durch die Firma Vattenfall und der Sanierungstagebau durch die bundeseigene Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV).

Jörg Gleisenstein, Vorsitzender der Fraktion Grüne/B90 & BI Stadtentwicklung/Pirat in der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt (Oder) und Mitglied im Braunkohlenausschuss des Landes Brandenburg für die Stadt Frankfurt (Oder) fordert dringend, jetzt die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und die Hängepartie um das Frankfurter Trinkwasser nicht weiter zu verlängern: "Die LMBV und Vattenfall stehen in voller Verantwortung für alle aufkommenden Schäden aus dem Braunkohlebergbau Abhilfe zu schaffen, und zwar, bevor sie eintreten. Deshalb muss jetzt beim Lebensmittel Nr. 1, dem Frankfurter Trinkwasser aus dem Wasserwerk Briesen, für Sicherheit entschieden werden. Dazu gehört als wichtigste Maßnahme die Reaktivierung des Wasserwerks Müllrose, um dauerhaft eine gute Trinkwasserqualität für die WasserkundInnen in Frankfurt (Oder) und Umgebung zu gewährleisten. Die LMBV muss neben Vattenfall und dem Land Brandenburg endlich die Mitfinanzierung für die Reaktivierung des Wasserwerkes Müllrose verbindlich zusagen. Ich fordere Umweltminister Vogelsänger auf, die FWA, LMBV und Vattenfall endlich an einen Tisch zu holen und die Finanzierungsverteilung für die Reaktivierung des Wasserwerkes Müllrose zu klären. Er darf die Frankfurter Trinkwasserkunden nicht länger hängen lassen."

Die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft mbH (FWA) plant die Reaktivierung des Wasserwerkes Müllrose, um die Trinkwasserverordnung auch zukünftig sicher einzuhalten. Für die Kosten sollen Vattenfall und LMBV je zu 45% aufkommen, das Land zu 10%. Während es Zusagen von Vattenfall und dem Land Brandenburg gibt, sieht die LMBV keine Notwendigkeit, Mittel bereit zu stellen. Minister Vogelsänger bestätigte in der vergangenen Woche noch einmal im Landtag, dass er die Maßnahme für angemessen hält und das Geld vom Land dafür bereit stehe.

Das Gutachten zur Fallananalyse der Sulfatbelastung in der Spree in den Jahren 2014/2015 wurde am 2.10. veröffentlicht und ist hier einsehbar: www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/wasser/download/sulfatbelastung_spree_2014_2015-iwb.pdf


Das Gutachten stellt dar, dass die vereinbarten Zielwerte der Sulfatkonzentration in der Spree (250 mg/l) am Wasserwerk Briesen im Jahr 2014 mit einer Häufigkeit von 57% (!) überschritten wurden. (Seite 7, Punkt 21)
Das Gutachten bestätigt zudem, dass die Sulfatsteuerung durch Mengenbewirtschaftung nur eingeschränkt funktionierte (Seite 8, Punkt 25) und dass es zuverlässiger Prognosen der Entwicklung der Sulfateinträge aus aktivem Bergbau und Sanierungsberbau braucht, um die künftige Entwicklung der Sulfatwerte in der Spree sicher abschätzen zu können. (Seite 8, Punkt 26)
Der Versuch, die Sulfatfracht in der Spree ausschließlich über Mengenbewirtschaftung in den Griff zu kriegen, scheitert aktuell, da die Talsperren Bautzen und Quitzdorf seit Mitte September gar kein Wasser in die Spree mehr liefern können. Auch die Talsperre Spremberg hat keine unendlichen Reserven mehr.

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